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Unnötiger Pessimismus in der PKV?
Dies sind die "Schreckgespenster" der PKV
Dass eine angespannte Situation an den Kapitalmärkten herrscht, das ist allen klar. Die Versicherer haben mit fallender Eigenkapitalquote zu kämpfen, ebenso sind die Quote für Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen und die Bewertungsreservequote sowie die Nettoverzinsung gesunken. Auf die andauernde Niedrigzinsphase reagieren die Versicherer mit Beitragsanpassungen. Laut einer aktuellen Analyse des Analysehauses Morgen & Morgen wird sich an dieser Tendenz auch nicht so schnell etwas ändern.
Auch die Bestandszahlen im Bereich Vollversicherung sind 2017 mit -0,2 % leicht rückläufig. Ab 2019 hat der Gesetzgeber eine weitere potenzielle Wachstumsbremse für die PKV-Vollversicherung auf den Weg gebracht. Das sogenannte Versicherungsentlastungsgesetz wird in erster Linie eine Halbierung des Mindestbeitrages zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Selbstständige und Freiberufler auf 171 EUR bedeuten.
Als weitere Bedrohung für das PKV-System machte das sogenannte "Hamburger Modell" die Runde. Seit August 2018 bezuschusst die Stadt Hamburg die Hälfte der Beiträge für Beamte in der GKV. Das "Hamburger Modell" wird als Öffnung der GKV für Beamte angesehen. Angesichts der hier genannten negativen Schlagzeilen könnte man meinen, dem System PKV käme eine sehr schwierige Zeit entgegen.
Pessimismus ist nicht immer angebracht
Bilanzkennzahlen der PKV-Unternehmen: Laut dem aktuellen PKV-Unternehmensrating von Morgen & Morgen schlagen sich die PKV-Versicherer ganz gut. Auch mit der angespannten Situation an den Kapitalmärkten zeigt die Analyse der zehn wichtigsten Bilanzkennzahlen von 30 PKV-Anbietern, dass 13 Versicherer eine überdurchschnittlich gute Bilanz aufweisen, fünf Anbieter haben "durchschnittlich" abgeschnitten und der Rest hat ein "unterdurchschnittliches" Ergebnis erreicht.
Andauernde Niedrigzinsphase
Der Kampf gegen die Niedrigzinsphase erweist sich immer noch als schwierig. Der Anpassungsdruck beim Rechnungszins bleibt unverändert. Aber immerhin haben sich die Kostenquoten und die Schadenquoten verbessert und sinken leicht.
Bestandszahlen in der PKV-Vollversicherung
Laut dem PKV-Verband (www.pkv.de) sind die Bestandszahlen in 2017 um 0,2 % leicht zurückgegangen, aber schaut man sich die letzten zehn Jahre an, fällt die Bilanz positiv aus. Auf Zehnjahressicht gibt es in 2017 ein Plus von 114.000 Vollversicherten. Den größten Zuwachs konnten dabei die Debeka Krankenversicherungs-Verein a.G. und die HanseMerkur Krankenversicherung verbuchen.
Betrachtungszeitraum 2008-2017 - Zuwachs und Rückgang an Vollversicherten
Positiv: Wachstumsrate in der Zusatzversicherung
In der Zusatzversicherung hat sich die Wachstumsrate leicht von 1,3 auf 1,7 % verbessert. Auch wenn das Nettowachstum beim Pflegetagegeld im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer ausfiel. Laut Assekurata ist das Absatzpotenzial bei den unter 40-Jährigen im Bereich der Pflegezusatzversicherung enorm hoch.
Entlastungen für die GKV schwächen die PKV
Das Versicherungsentlastungsgesetz trifft vor allem PKV-Versicherer, die ihren Fokus bisher vor allem auf die Zielgruppe "Selbstständige" und "Freiberufler" gelegt haben. Ab 2019 halbiert sich hier der Mindestbetrag. Der Verbleib im gesetzlichen System wird hierdurch attraktiver und verringert das Neugeschäftspotenzial einiger PKV-Unternehmen.
Das "Hamburger Modell"
Seit August 2018 bezuschusst die Stadt Hamburg die Hälfte der Beiträge für Beamte in der GKV. Auch wenn es als Öffnung der GKV für Beamte angesehen wird, dürfte es keine ernstzunehmende Bedrohung für das Neugeschäft in der PKV darstellen. Zum einen betrachten alle übrigen Bundesländer dieses Vorhaben aufgrund der hohen Kosten mit Skepsis und zum anderen scheinen - laut Umfragen der Assekurata Rating-Agentur - selbst Beamte wenig von dem System zu halten.
Absatzpotenzial in der aktuellen Situation der PKV
Zwar sind für die Krankenvollversicherung auch in den kommenden Jahren Prämiensteigerungen zu erwarten, das Absatzpotenzial für die Makler fußt aber auf ein grundsätzlich stabiles System. Der Wettbewerb zwischen den PKV-Unternehmen bietet Maklern, die Möglichkeit sich die Preisschwankungen zwischen den PKV-Tarifen zunutze zu machen. Auch in Anbetracht der immer stärker werdenden GKV kann dies zum Vorteil der PKV genutzt werden.
Die große Aufgabe der Berater ist es, zunächst einmal die Vorteile der privaten Krankenversicherung gegenüber gesetzlicher Krankenversicherer darzustellen. Viele potenzielle Kunden entscheiden sich gegen eine PKV, weil sie befürchten, die Beiträge im Alter nicht mehr zahlen zu können.
Die Zauberformel lautet hier "Kosten senken durch Tarifwechsel" und zwar innerhalb desselben Unternehmens. Im Alter sind Kündigung und Anbieterwechsel meist keine Lösung, denn hierbei fallen die bisher angehäuften Rücklagen weg und die Prämien werden noch teurer.
Als Makler können Sie Ihre Kunden beim Tarifwechsel innerhalb ihrer privaten Krankenversicherung unterstützen und nur im Falle eines erfolgreichen Tarifwechsels eine einmalige Servicepauschale verlangen. Das OLG Karlsruhe (13.06.2018 - 6 U 122/17) hat in einem aktuellen Fall entschieden, dass die Vermittlung eines Tarifwechsels auch zum Tätigkeitsfeld eines Maklers gehört. Hier eröffnet sich für den Berater neues Absatzpotenzial. Auch für den Kunden entsteht durch geringe Änderungen im Leistungsumfang eine Kostenersparnis und die Gewissheit, dass auch im Alter, wenn es finanziell etwas enger werden sollte, die Möglichkeit besteht, mit einem klugen Tarifwechsel die Kosten im Rahmen zu halten
Dieser Beitrag wurde erstellt von Luigi Lo Grasso.