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Grauer Kapitalmarkt: Keine Entwarnung trotz drastischem Umsatzeinbruch in 2018
Hinweise:
Zunächst ist festzustellen, dass investmentcheck.de eine der wenigen oder sogar die einzige unabhängige Institution ist, dessen statistische Angaben zu diesem von vielfältigen und oft illegalen Interessen belasteten Marktsegment als vertrauenswürdig anzusehen sind.
Allerdings kann auch der bekannte Fachjournalist Stefan Loipfinger, der Gründer von investmentcheck.de, nicht alle Ecken dieser Branche statistisch auswerten. Dafür sind die Lücken zu groß, die der Gesetzgeber z.B. beim Vermögensanlagengesetz (Gesetz über Vermögensanlagen, eingeführt im Juli 2013) gelassen hat und dann fällt natürlich den Anbietern immer wieder ein neuer Weg ein, wie sie der staatlichen Regulierung und dem Zugriff von unabhängigen Branchenmedien entkommen können. Zwei Beispiele:
Genossenschaftsbeteiligungen sind angeblich keine Vermögensanlagen
Die erklärte Aufgabe des Vermögensanlagengesetzes ist der Anlegerschutz, insbesondere der Schutz vor Anlagebetrug. Dies soll vor allem durch im Gesetz verankerte Aufklärungspflichten der jeweiligen Anbieter und Vermittler gewährleistet werden. Dazu gehört zum Beispiel die Übergabe eines Verkaufsprospektes an den jeweiligen Anleger.
Nach dem Gesetz gehören jedoch Genossenschaftsanteile nicht zu den Vermögensanlagen. Dieser Umstand hat prompt zu einer Gründungswelle bei Genossenschaften, die als Beteiligungsgesellschaften konstruiert sind, geführt. Genossenschaften haben, aus Sicht der Anbieter, außerdem den Vorteil, dass ihre jährliche Prüfung von Prüfungsinstituten durchgeführt wird, die gelegentlich mit den Anforderungen aus der Landwirtschaft, wo die meisten Genossenschaften ihr Betätigungsfeld haben, wesentlich besser vertraut sind, als mit den Abläufen eines Beteiligungsunternehmens.
Minimalisierung führt zu maximaler Intransparenz
Um unauffällig am Markt agieren zu können, haben sich einige Unternehmen zu Unternehmensnetzwerken zusammengeschlossen. Die einzelnen Unternehmen des Netzwerkes sind dabei so klein gehalten, dass sie der Öffentlichkeit oder der Branche, auch dank regionaler Beschränkung unbekannt bleiben. Wenn aber das Netzwerk dreißig und mehr Firmen umfasst, und jede dieser Firmen Anlegerinvestitionen von rund einer Million einsammelt, dann kommen im Endeffekt doch stattliche Beträge zusammen.
Wenn dann die einzelnen Unternehmen des Netzwerkes vielfach personell, kapitalmäßig und geschäftlich verflochten sind, dann entsteht nach relativ kurzer Zeit ein unentwirrbarer Knoten, in dem regelmäßig sämtliche Anlegergelder unauffindbar bleiben.
Fazit:
Der enorme Rückgang der Investitionen am Grauen Kapitalmarkt in 2018 muss natürlich, so auch Stefan Loipfinger, als Folge des P & R - Desasters, des wahrscheinlich bislang größten Anlageskandals, interpretiert werden. Wegen diesem, vermutlich im Bewusstsein von Anlegern und Vertrieb eher kurzlebigen Ereignisses, darf dem Grauen Kapitalmarkt, den es in dieser Form nur in Deutschland gibt, nicht automatisch eine Schwächung unterstellt werden. Für seriöse Marktteilnehmer gilt es also wachsam zu bleiben.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.