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Freitag, 16.10.2020

CumEx, Wirecard, Tradingbetrug: Themen im Beratungsgespräch?

Staatsversagen beim Anlegerschutz

Manche Finanzberater können den Begriff Anlegerschutz nicht mehr hören, weil sie nun schon seit Jahren mit teilweise sinnlos erscheinenden Gesetzesvorgaben traktiert werden, die ihre Tätigkeit erschweren, ohne dass der gewünschte anlegerschützende Effekt immer eintritt. Wir haben es außerdem mit einer heillos überforderten Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu tun, die u.a. auch durch oft untaugliche Gesetze daran gehindert ist, wirksamen Anlegerschutz zu betreiben.

So hat sich Deutschland zu dem Land der häufigen Großschäden im Bereich der Finanzanlagen entwickeln können. Auf der Strecke bleiben neben den Anlegern auch die Berater und Vermittler, die vor den unseriösen und betrügerischen Anbietern und deren Helfern so nicht geschützt werden können. Damit erleiden sie einen gravierenden Wettbewerbsnachteil um wichtige Kundengruppen.

Warum soll ich dem Kunden die komplexen Vorgänge rund um CumEX, Wirecard oder Geldwäsche erklären? Was habe ich eigentlich davon?

Es gibt tatsächlich keinen Grund, Kunden ungefragt auf diese Finanzkatastrophen anzusprechen. Dennoch erwartet ein Kunde, der seinen Berater darauf anspricht, von diesem eine Antwort, die ihm weiterhilft. Das wäre zum Beispiel ein kurzer Abriss dessen, was da stattfindet/stattgefunden hat.

Bei tiefergehenden Fragen sollte der Berater die Bereitschaft signalisieren, sich zu informieren und Rückmeldung an den Kunden zu geben. Berater sollten sich davor hüten, mit dem Kunden Details zu diskutieren, die sie (noch) nicht überblicken. Da droht Rufschaden. Der Kunde möchte vor allem ein offenes Ohr und Hilfe, wenn er sie benötigt.

Und wie ist das bei Vorgängen, die auch den Kunden direkt betreffen können, wie z.B. betrügerische Tradingangebote, Identitätsdiebstahl, Gefahren des Crowd-Investing, Beteiligungsanlagen, usw.?

Hier gilt die Regel: Gute Kunden sollten vorgewarnt sein, wenn ein entsprechender Anruf kommt oder ein Angebot unterbreitet wird. Das ist Teil einer vertrauensvollen Kundenbeziehung. Dazu bedarf es keiner umfassenden fachlichen Darstellung. Kurzdarstellungen jeweils aktueller Abzockmethoden finden Sie in unserer Berichterstattung.

Der Berater muss z.B. nicht mit dem Kunden ungefragt erörtern, was Trading ist, zumal bei den betrügerischen Angeboten ohnehin kein Trading stattfindet, auch wenn das behauptet wird. In aller Regel reicht das Abarbeiten der folgenden Frageliste.

Gibt es denn über die verschiedenen Angebote hinweg, meistens oder immer zutreffende Punkte, die einen Betrugsverdacht verfestigen können und Anleger überzeugen?

Davon gibt es eine ganze Reihe: Bitte beachten: Wenn nur eine der folgenden Fragen mit Nein beantwortet wird, ist Gefahr im Verzug und zusätzliche Nachforschungen sind erforderlich.

  • Kontakt: Hatte der Anleger persönlichen Kontakt zum Anbieter oder dessen Verkäufer? Kennt er Namen von Verantwortlichen des Anbieters?

  • Existenznachweis: Besitzt der Anbieter eine Homepage? Falls eine Homepage besteht, enthält sie ein Impressum aus dem Eigennamen von Verantwortlichen (Geschäftsführer, Vorstände) hervorgehen? Ist der Anbieter in einem Firmenregister (Handelsregister) und vor allem in einem Register der BaFin oder in der entsprechenden Liste eines anderen Landes enthalten? Besteht die Firma mehr als drei Jahre?

  • Leistungsbilanz: Gibt es von zuverlässiger neutraler Seite Berichte über den Verlauf bisheriger Projekte?

  • Risikodarstellung: Wurde der Kunde über die Risiken aufgeklärt?

  • Legitimation: Hat sich der Anrufer zuvor mit einer digitalen Visitenkarte oder E-Mail oder der gesetzlich notwendigen Erstinformation ausgewiesen?

Die Suche nach Verdachtspunkten sollte gemeinsam mit dem Kunden stattfinden.

Fazit:

Kunden erwarten von ihrem Finanzberater, dass er über die Vorgänge am Finanzmarkt informiert ist. Das Internet sorgt dafür, dass Kunden mit Vorgängen am Finanzmarkt konfrontiert werden. Gute Kunden wollen ihre eigenen Erkenntnisse mit ihrem Berater diskutieren. Wenn das nicht stattfinden kann, dann ist die Kundenbeziehung bald am Ende.

Empfehlung: Sprechen Sie Ihre Top-Kunden beim nächsten Treffen darauf an und signalisieren Sie ihnen, dass, wenn Bedarf da ist, die notwendige Kompetenz oder die Experten in Ihrem Netzwerk vorhanden sind.

Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.

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